Menschenbilder: Klaus Hack



Die Skulpturen von Klaus Hack sind aus Holz, anthropomorph und in Varianten von Weiß gefasst - jedenfalls soweit ich sie gesehen habe. Anthropomorph meint hier: von menschlicher Erscheinung wie von Menschenbildern abgeleitet. In Statik und Proportionen erinnern die Arbeiten an traditionelle Bildwerke nicht nur afrikanischer Stammesgesellschaften. Von daher haben sie etwas Archaisches an sich, das über das Formale hinausweist: Archaische Kunst bildete kollektive Weltbilder ab, in tradierter und gleichwohl individualisierter Formung. Sie entstanden im Auftrag und waren stark mit Erwartungen, mit Zwecken verbunden, mit der Verbindung in andere Welten, mit Magie. Gleichzeitig rufen Hacks Figuren eine Tradition der klassischen Moderne auf, der es in und mit der Kunst immer auch um mehr ging, um die individuelle wie kollektive Existenz des Menschen, um gesellschaftliche Relevanz, ums Ganze. Der Künstler selbst nennt Ernst Ludwig Kirchner als einen frühen Ausgangspunkt.
Hacks Menschenbilder, so legen es seine Ausformungen nahe, leben demnach in und aus Verhältnissen, sind geprägt von biologischen, gesellschaftlichen, kulturellen Erbschaften, von Zwängen, Selbstbildern und Entwürfen. Das Ich der Figuren ist überindividuell, geronnener Ausdruck, Metapher.
In einem längeren, deutlich sichtbar gehaltenen Prozess sind die Skulpturen mit der Kettensäge aus Baumstämmen herausgeholt. Mechanisch besorgte Schnitte zerklüften sie und sorgen für Binnenformen, Auswüchse, Verletzungen, Möglichkeiten. Bei vielen Figuren kommt eine relativ regelmäßige Lochstruktur hinzu, ein Konstruktionselement, das partiell oder dominant Teiloberfläche sein kann. Die mit dem Stechbeitel gemachten hohen Rechtecke stehen eng beieinander, ähnlich Fenstern, und sind sowohl Kleidung als auch Haut, Körper und Fassade. Nicht immer kann hindurchgesehen werden, aber oft. In einigen Arbeiten stehen die Rechtecke auch als Architektureinbauten im Leib, als räumlich gruppierte Hohlformen. Eng beieinander und fast immer leicht gebeugt sind die Beine. Oft lasten die Köpfe übergroß, sind gerundete organische Großform oder stark zerklüftete Bedeutungsträger. Andere wieder erscheinen als kantige Maske, an der eine mehr oder minder kompliziert verschachtelte Konstruktion wachsen kann. Einige haben Augen oder Augenlöcher, andere sind blind.
Üblicherweise aus dem Stück geholt und nur gelegentlich ergänzt, sind die Skulpturen immer ein faszinierendes Ganzes. Wiewohl in ihnen Kante und Rundung, harte Konstruktion und grob Organisches geradezu ruppig zusammenkommen, leben sie schlüssig in sich, so zerklüftet sie sonst sein mögen. Die Sachen entständen unwillkürlich, meint der Künstler. Willkürlich erscheint in der Tat kaum etwas, die Teile folgen einer inneren Logik, einer inneren Wahrheit, die eins aus dem Anderen wachsen lässt. Am Ende stehen sie da und bedeuten: So ist es. Ihre Titel, so sie welche haben, sind denn auch eher provisorisch, eine wiederholbare Deutung, die selten wirklich haftet.
Klaus Hack ist Jahrgang 1966 und er stammt aus Bayreuth. Studiert hat er unter anderem in Berlin, das er noch während des Studiums zu Gunsten der Brandenburgischen Pampa verlassen hat. (Gregor Kunz, 2007)


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